US-Bitcoin-Käufe und ihre potenzielle Kursauswirkung

Im Vorfeld des laufenden US-Präsidentschaftswahlkampfs hat sich Donald Trump klar als Krypto-Befürworter positioniert. Seine Ankündigung, eine U.S. Strategic Bitcoin Reserve per Exekutivdekret einzurichten und die USA zur „Bitcoin-Hauptstadt“ zu machen, sorgte in der Branche für Euphorie. Doch die ersten Details offenbarten einen vorsichtig konservativen Ansatz: Neben konfiszierten Coins sollten keine aktiven Käufe erfolgen, um den Haushalt nicht zusätzlich zu belasten.
Trumps ursprünglicher Plan zur Strategic Bitcoin Reserve
Am 6. März ordnete Präsident Trump per Dekret an, dass die US-Behörden ausschließlich Bitcoin aus Straf- oder Zivilverfahren in die Reserve transferieren dürfen. In der offiziellen Verlautbarung hieß es:
„Eine aktive Erweiterung wird nicht stattfinden, um die Steuerzahler nicht zu belasten. Käufe müssen haushaltsneutral erfolgen.“
Damit sollte sichergestellt werden, dass das Treasury oder andere Ministerien keine neuen Ausgabenposten aufmachen oder die Staatsverschuldung steigern.
Neueste Einblicke: Öffnung für haushaltsneutrale Zukäufe
Auf der Bitcoin 2024 Conference in Las Vegas sickerte durch, dass Trump Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick instruiert hat, Strategien für budget-neutrale Zukäufe zu entwickeln. Krypto-Berater David Sacks bestätigte:
„Die Executive Order erlaubt es, mehr Bitcoin zu kaufen, wenn wir das innerhalb bestehender Mittel finanzieren können – ohne neue Steuern oder zusätzliche Verschuldung.“
Diese Wendung weckt Erwartungen auf größere Marktinterventionen, die das Angebot künstlich verknappen könnten und somit den Kurs anheizen.
Mögliche Finanzierungsquellen für haushaltsneutrale Käufe
Um das Konzept der Budget-Neutralität zu erfüllen, haben Analysten der Research-Firma K33 mehrere Optionen vorgeschlagen:
- Verkauf von IWF-Sonderziehungsrechten (SDRs): Die USA halten etwa 88 Mrd. SDR (entspricht rund 125 Mrd. USD). Ein Teilverkauf könnte liquide Mittel freisetzen.
- Umlenkung von Überschüssen aus dem Stabilisierungsfonds: Der vom Treasury verwaltete Emergency Stabilization Fund weist regelmäßig Mittelüberschüsse auf.
- Optimierung bestehender Bundesprogramme: Einsparungen in Programmen mit Unterauslastung (z. B. Infrastrukturprojekte) könnten umgeschichtet werden.
David Sacks betont: „Es liegt an den Ministerien, einen geeigneten Finanzierungsweg zu finden – die präsidentielle Ermächtigung liegt bereits vor.“
Technische Analyse der Bitcoin-Kaufstrategien
Aus technischer Sicht ist zentral, wie und in welchen Tranchen Käufe getätigt werden:
- Ausführung auf OTC-Desks: Große Volumina könnten über Over-The-Counter-Handelsplätze abgewickelt werden, um den Spotmarkt nicht zu stark zu stören.
- Abstufung nach Preisniveaus: Käufe werden möglicherweise in Stufen erfolgen (z. B. bei 50.000 USD, 60.000 USD, 75.000 USD), um den Durchschnittspreis zu optimieren.
- Time-Weighted Average Price (TWAP): Algorithmische Order-Ausführung über mehrere Handelstage minimiert Slippage.
Diese Mechanismen reduzieren kurzfristige Volatilität und senken das Risiko, einen Market Impact durch große Einmalkäufe zu verursachen.
Mögliche Auswirkungen auf Liquidität und Volatilität
Experten wie Dr. Sarah Mehta von der University of Chicago sehen zwei Hauptaspekte:
- Liquiditätsrückgang am Spotmarkt: Wegfall von Coins durch staatliche Käufe reduziert das frei verfügbare Angebot.
- Erhöhte Kursstabilität langfristig: Ein signifikanter Anteil an illiquiden Reserven kann kurzfristige Dump-Signale verhindern und den Support stabilisieren.
Gleichzeitig könnte jeder größere Rücksetzer (<10 %) als Kaufgelegenheit für das US-Treasury dienen, was einen stop-loss run mindert.
Szenario-Modelle für den Bitcoin-Preis bei strategischen Zukäufen
Auf Basis von Marktdaten und historischen Korrelationen lassen sich mehrere Modelle skizzieren:
- Moderates Szenario: Zukäufe im Umfang von 5 Mrd. USD innerhalb von 12 Monaten. Prognoseziel: 75.000–90.000 USD bis Q4 2024.
- Aggressives Szenario: Gesamtkaufvolumen 20 Mrd. USD, verteilt über einen Zeitraum von 6–9 Monaten. Kursziel: 120.000–150.000 USD.
- Ultra-aggressives Szenario: Kombination aus Zukäufen und Token-Buybacks durch private US-Investmentvehikel (z. B. Bitcoin Bull). Zielmarke: >200.000 USD.
Ausblick und Fazit
Die Öffnung für budget-neutrale Bitcoin-Käufe durch die US-Regierung könnte einen paradigmatischen Wandel einleiten. Sollte sich das Treasury tatsächlich für aktive Zukäufe entscheiden, würde dies nicht nur den Kurs antreiben, sondern auch ein globales Signal für institutionelle Adaption setzen. Unter den vorgeschlagenen Finanzierungsmodellen liegen SDR-Verkäufe und Umschichtungen im Stabilisierungsfonds besonders auf dem Tisch. Die Umsetzung und konkrete Volumina bleiben jedoch abzuwarten.